Elektroautos laden: unterwegs und zu Hause

Elektroautos werden an speziellen Ladestationen mit Strom versorgt.

Um ein Elektroauto in Bewegung zu bringen, benötigt man selbstverständlich Strom – zum Aufladen gibt es wiederum zahlreiche Möglichkeiten. Öffentliche Ladestationen für Elektroautos finden sich mittlerweile in allen größeren Städten, beispielsweise auf öffentlichen Parkplätzen oder in Parkhäusern. Ladestationen für zu Hause ermöglichen das Aufladen über Nacht und sind vor allem für Fahrer ohne eine günstige Anbindung an das öffentliche Ladesäulen-Netz interessant.

Das Netz an öffentlichen Ladestationen für Elektroautos wächst stetig. An öffentlichen Ladesäulen wird das Fahrzeug auf einem gekennzeichneten Parkplatz abgestellt, der Stecker ins Fahrzeug gesteckt und der Strom fließt. Verschiedene Lade- und Bezahlsysteme sowie ein großes Netz an Anbietern verlangen dem E‑Auto-Besitzer jedoch einiges an Knowhow ab und auch der Vorgang an sich unterscheidet sich etwas vom gewohnten „Tanken“. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Lade- und Bezahlsysteme und klärt über besondere Voraussetzungen und Kosten für das Aufladen unterwegs und zu Hause auf.

Ladestationen für E‑Autos: Überblick im Anbieter-Dschungel

Der deutsche Markt für E‑Auto-Ladestationen erscheint auf den ersten Blick sehr unübersichtlich. Allgemein wird zum Aufladen eines Elektroautos in der Regel eine Ladekarte benötigt. Neben den Stromanbietern selbst sowie einigen Autoherstellern gibt es auch Roaming-Anbieter, die diese Karten zur Verfügung stellen.

Info

„Roaming“ gibt es nicht nur beim Mobilfunkanbieter. Roaming-Anbieter von Ladekarten stellen keine eigenen Ladesäulen auf, sondern nutzen ausschließlich bestehende. So können sie ein flächendeckendes Netzwerk an Ladesäulen bedienen.

Insgesamt gibt es in Deutschland momentan über 300 verschiedene Ladekarten. Zusätzlich oder alternativ bieten einige Anbieter auch mobile Apps an, welche Bezahlmöglichkeiten und das Finden der nächsten Ladesäule ermöglichen. Die Ladestationen selbst werden ebenfalls von Stromanbietern, Automobilherstellern, aber auch von Supermärkten und Gemeinden aufgestellt. Ladestationen und Ladekarten-Anbieter kooperieren miteinander, um ein möglichst großes Netzwerk für ihre Nutzer zur Verfügung zu stellen. Durch die hohe Zahl an Anbietern gibt es eine Vielzahl von Bezahlmodellen, die zum Teil auch kombiniert werden. Bezahlt wird in der Regel basierend auf einem oder mehreren der folgenden Faktoren:

  • Zeit: Manche Anbieter rechnen den Aufladevorgang nach der Zeit ab, die das Auto an der Ladestation angeschlossen ist. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass die gesamte Zeit berechnet wird, die das Auto an der Ladesäule hängt, auch wenn der Akku bereits vollständig aufgeladen ist.
  • Lademenge: Andere Anbieter berechnen die Kilowattstunden (kWh), mit denen der Akku des Autos geladen wird.
  • Grundgebühr: Unabhängig von Lademenge und Zeit berechnen einige Hersteller eine monatliche Grundgebühr.
  • Startgebühr: Um einen Ladevorgang zu starten, verlangen manche Anbieter eine Startgebühr, die zu Beginn jedes Ladevorgangs anfällt.

Während des Ladevorgangs ist das Auto geparkt.

Die richtige Ladekarte für E‑Autos finden

Um eine geeignete Ladekarte zu finden, sollte zunächst das eigene Fahrverhalten eingeschätzt werden. Vielfahrer profitieren häufig von einer Karte mit monatlicher Grundgebühr, da hier die Kosten pro Ladevorgang meist sehr gering oder gar nicht vorhanden sind. Gelegenheitsfahrer sind mit einer Prepaid-Karte besser beraten. Sie zahlen dabei zwar pro Ladevorgang mehr, es fallen jedoch keine monatlichen Gebühren an, wenn das Auto mal länger nicht genutzt wird.

Info

Beim Ladevorgang von Elektroautos unterscheidet man zwischen dem Laden mit Wechselstrom (AC) und dem Schnellladevorgang mit Gleichstrom (DC).

Örtliche Stromversorger

Viele Energieanbieter sind mittlerweile ins Geschäft der Elektromobilität eingestiegen und bieten eigene Ladekarten an. Allein in Deutschland gibt es inzwischen über 1.000 Anbieter aus dem Energiesektor. In der Regel zeichnen sich die Regionen um diese örtlichen Energieversorger durch ein gutes Ladestationen-Netzwerk aus, allerdings kann mit diesen regionalen Ladekarten meist nicht in ganz Deutschland getankt werden. Dafür tanken die Kunden dieser Energieanbieter oft günstig oder sogar ohne zusätzliche Kosten. Ein Stromvertrag beim jeweiligen Anbieter ist dafür natürlich Voraussetzung. Einige Stadtwerke schließen sich bereits zu größeren Netzwerken zusammen, um eine flächendeckendere Stromversorgung für E‑Autos zu ermöglichen. Da der Markt an örtlichen Stromversorgern immens groß ist, werden in der folgenden Tabelle lediglich einige Beispiele genannt.


Anbieter

Anzahl Stationen

Monatliche Grundgebühr

Kosten (AC)
E.ON 477 - 5,95 € pro Ladung
Enspire Energie (Ökostrom) 3.600 25 € pro Monat -
Maingau Energie 36 - 25 Cent pro kWh
Leipziger Stadtwerke 200 - kostenlos
Stadtwerke Troisdorf 11 5 € kostenlos
EWE Stromtankkarte für Kunden 450 12 € pro Monat + 3 € pro Monat
für Nutzung von Partner-Ladesäulen
kostenlos
Stadtwerke Bremen 75 12,50 € pro Monat kostenlos
Energie Baden-Württemberg 636 - 39 Cent pro kWh
Hamburger Energie AG 700 - 29,50 Cent pro kWh
Innogy 1.169 - 29,50 Cent pro kWh
Stadtwerke München 550 - 38 Cent pro kWh
Stadtwerke Düsseldorf AG 206 - 8,50 € pro Ladung

Stand: 01/2020

Aus der Tabelle lässt sich ablesen, wie vielfältig und unterschiedlich die Tarife und Bezahloptionen der verschiedenen Anbieter sind. Am besten informiert man sich im Vorfeld bei seinem Stromanbieter über die Anzahl an Ladestationen und die günstigsten Tarife für das eigene Fahrverhalten.

Speziell gekennzeichnete Parkflächen weisen auf Ladestationen hin

Ladestationen von Automobilherstellern

Fast alle Hersteller von Elektroautos bieten auch eigene Ladekarten an. Während das Laden mit der herstellereigenen Ladekarte bis vor kurzem beispielsweise für Nissan- und Tesla-Kunden noch kostenlos war, zahlen mittlerweile alle Karteninhaber von Automobilherstellern zwischen 29 und 35 Cent pro kWh. Viele Anbieter händigen die Ladekarte direkt beim Autokauf mit aus, was nicht selten mit einer Aktivierungsgebühr oder einer monatlichen Grundgebühr einhergeht. Die folgende Tabelle führt die gängigen Automobilhersteller sowie ihre unterschiedlichen Tarifoptionen und deren jeweilige Kosten auf. Aufgrund des ständig wachsenden Netzwerks und der Beteiligung der Hersteller an unterschiedlichen Ladenetzwerken bezieht die Anzahl der Ladestationen sich jeweils entweder auf Deutschland, die EU oder die ganze Welt.


Anbieter

Anzahl Stationen

Tarif

Aktivierungs- oder Grundgebühr

Kosten (AC)

Kosten (DC)
Audi 120.000 (EU) e‑tron Charging Service 4,95 € pro Monat 7,95 € pro Ladevorgang 9,95 € pro Ladevorgang
BMW 115.000 (weltweit) ChargeNow Flex 20 € Aktivierungsgebühr 7 Cent pro Min. (Tag)
3,5 Cent pro Min. (Nacht)
30 Cent pro Min.
ChargeNow Active 9,50 € pro Monat 4 Cent pro Min. (Tag)
2 Cent pro Min. (Nacht)
28 Cent pro Min.
Hyundai 16.000 (DE) Standard - 39 Cent pro kWh 46 Cent pro kWh
Viellader 4,99 € pro Monat 29 Cent pro kWh 39 Cent pro kWh
Mercedes k. A. Charge & Pay - betreiberabhängig betreiberabhängig
Renault 5.500 (DE) Z.E. Pass - betreiberabhängig betreiberabhängig
Porsche k. A. Porsche Charging Service 2,50 € pro Monat 8 € pro Ladung 10 € pro Ladung
Tesla 14.500 (weltweit) Supercharger - 33 Cent pro kWh (teilweise kostenlos) 33 Cent pro kWh (teilweise kostenlos)
VW 19.000 (DE) Charge & Fuel Card - 5,90 € pro Ladung 8,40 € pro Ladung

Stand: 01/2020

Roaming-Anbieter

Zusätzlich zu den herstellergebundenen Tarifen und den Ladekarten der örtlichen Stromversorger haben sich auch einige Roaming-Anbieter etabliert, die keine oder wenige eigene Ladestationen aufstellen, sondern ein möglichst großes Netzwerk an bereits bestehenden Ladesäulen bedienen. Die Ladekarten der Roaming-Anbieter sind in der Regel mit einem breiten Spektrum an Ladestationen kompatibel. Vorteil der Roaming-Ladekarten ist, dass sie an nahezu allen Ladesäulen in Europa genutzt werden können und sich so bestens für Vielfahrer eignen. Der Preis des Ladevorgangs richtet sich dabei nach dem Tarif des Ladesäulenbetreibers und kann daher zwischen verschiedenen Säulen stark variieren. Die Roaming-Partner verdienen durch Aufschläge auf die Ladekosten, sodass das Laden zwar etwas teurer, dafür jedoch vergleichsweise flächendeckend verfügbar ist. In der folgenden Tabelle sind die gängigsten Roaming-Anbieter und die Größe ihres Ladesäulen-Netzwerkes aufgeführt.


Anbieter

NewMotion

Plugsurfing

Telekom

ADAC e‑Charge

Greenpeace
Anzahl Stationen 125.000 (EU) 130.000 (EU) 20.000 (DE) 30.000 (DE, AT, CH) 15.000 (EU)

Stand: 01/2020

Wallboxen können auch in der Tiefgarage montiert werden

Die Wallbox – Elektroauto bequem zu Hause laden

In Deutschland finden momentan über 80 Prozent der Ladevorgänge von E‑Autos abends zu Hause statt. Dafür die herkömmliche Steckdose zu nutzen, ist allerdings nicht ratsam. Der Strom fließt dort langsamer und ein Ladevorgang dauert zwischen 8 und 14 Stunden. Die haushaltsübliche Steckdose ist zudem nicht für den hohen Energiebedarf eines E‑Autos ausgelegt und sollte daher nur im Notfall zum Laden genutzt werden. Bei längeren Ladezeiten bei hohen Kapazitäten, wie es beim Laden eines E‑Autos der Fall wäre, besteht die Gefahr des Kabelbrands.

Die Lösung bietet eine sogenannte Wallbox. Nach der Prüfung und Installation durch eine Elektrofachkraft ermöglicht die Wallbox schnelles und sicheres Laden auch zu Hause. Die Ladestationen für zu Hause verfügen über besondere FI-Schutzschalter, welche die sichere Benutzung auch bei einer defekten Leitung oder einem feuchten Kontakt ermöglicht. Weiterhin können Wallboxen mit einer höheren Ladeleistung operieren als herkömmliche Steckdosen, sodass statt der üblichen 2,3 kW bis zu 22 kW Ladeleistung möglich sind. Die Box wird meist in der eigenen Garage oder im Carport angebracht. Das bietet den Vorteil, dass das Auto dort über längere Zeit geschützt stehen und aufgeladen werden kann.

Das Laden zu Hause kostet genauso viel wie der normale Haushaltsstrom. Da der Nutzer selbst bestimmen kann, woher er seinen Strom bezieht, ist das Laden zu Hause in der Regel deutlich günstiger als an öffentlichen Ladesäulen. Mehr zum Thema Ladekabel und Stecker für Elektroautos

Wichtig

In Mietwohnungen oder ‑häusern muss vor dem Einbau der Wallbox die Zustimmung des Vermieters eingeholt werden.

Arten von Wallboxen

Wallboxen sind als einphasige und dreiphasige Stationen erhältlich, was sich in Preis und Ladedauer niederschlägt. Während einphasige Wallboxen einen langsameren Ladevorgang mit bis zu 4,6 kW ermöglichen, sind dreiphasige Modelle mit bis zu 22 kW wesentlich schneller. Letztere sind jedoch derzeit nicht mit allen Elektroautos kompatibel oder mit einem nicht unwesentlichen Aufpreis beim Autokauf verbunden. Am besten informiert man sich bereits beim Autokauf über kompatible Wallboxen oder greift gleich zu einem Modell, welches beide Lademöglichkeiten unterstützt. Mittlerweile bieten einige Hersteller auch eigene Wallboxen an.
Weiterhin sind manche Wallboxen mit zusätzlichen Sicherheitsstandards ausgestattet und werden beispielsweise mit einem Schlüssel oder einer privaten Ladekarte entsperrt, um zu vermeiden, dass die Wallbox von Fremden genutzt werden kann. Diese Maßnahmen sind vor allem bei der Installation in Carports ratsam. Einige Wallboxen sind weiterhin mit Solarstrom kompatibel oder können in ein Smart Home eingebunden werden.

Die folgende Tabelle führt gängige Anbieter von Wallboxen, deren Preise und ihre Besonderheiten auf.


Anbieter

Modell

Solarstrom möglich

Smart Home Einbindung möglich

Ladeleistung

Einphasig

Dreiphasig

Preis
ABL eMH1 11 kW ab 819 €
eMH3 22 kW ab 2.600 €
eMC2 22 kW ab 8.500 €
Alfen Eve Single Proline 22 kW ab 1.500 €
Eve Double Proline (zwei Ladeanschlüsse) 22 kW ab 4.700 €
KEBA KeContact P30 e‑series 4,6 kW ab 680 €
KeContact P30 b‑series 22 kW ab 1000 €
KeContact P30 c‑series 22 kW ab 1.090 €
KeContact P30 x‑series 22 kW ab 1.300 €
Mennekes AMTRON® START 22 kW ab 950 €
AMTRON® XTRA 22 kW ab 2.200 €
Webasto Pure 22 kW ab 550 €

Stand: 01/2020

Der Preis einer Wallbox liegt etwa zwischen 500 und 3.000 €, hinzu kommen die Kosten für die Installation. Damit der Nutzer diese Kosten nicht allein tragen muss, gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten, die den Preis insgesamt senken können.

Textquellen

https://​www​.energieheld​.de/​m​o​b​i​l​i​t​a​e​t​/​e​l​e​k​t​r​o​a​u​t​o​/​l​a​d​e​k​a​r​ten

https://​www​.adac​.de/​r​u​n​d​-​u​m​s​-​f​a​h​r​z​e​u​g​/​e​l​e​k​t​r​o​m​o​b​i​l​i​t​a​e​t​/​l​a​d​e​n​/​f​a​q​-​e​l​e​k​t​r​o​a​u​t​o​-​l​a​d​en/

https://​www​.adac​.de/​r​u​n​d​-​u​m​s​-​f​a​h​r​z​e​u​g​/​e​l​e​k​t​r​o​m​o​b​i​l​i​t​a​e​t​/​l​a​d​e​n​/​e​l​e​k​t​r​o​a​u​t​o​-​l​a​d​e​n​-​w​a​l​l​b​o​x​-​f​aq/

Bildquellen

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