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In diesem Beitrag möchten wir erklären, wie der Hydrostößel funktioniert, welche Symptome einen Defekt erkennen lassen und wie man die Hydrostößel wechselt.
Hydrostößel ist die eher umgangssprachliche Bezeichnung für den hydraulischen Ventilspielausgleich. Die Aufgabe des Hydrostößels besteht darin, das Ventilspiel in jedem Betriebszustand, egal ob der Motor warm oder kalt ist, zwischen Nockenwelle und Ventil auszugleichen. Dadurch muss kein Ventilspiel mehr eingestellt werden und man spart sich Wartungskosten. Aufgrund des Ventilspiels war es bei älteren Motoren normal, dass sie im kalten Zustand etwas klapperten und im Warmen nicht mehr. Denn wenn die Motoren sich erwärmen, dehnen sich alle metallischen Bauteile aus und das Ventilspiel wird dadurch immer kleiner.
In Kraftfahrzeugen kommen hauptsächlich zwei Arten von Hydrostößeln zum Einsatz: der klassische Hydrostößel, der unter dem Schlepp- bzw. Kipphebel sitzt, und der Tassenstößel mit integriertem hydraulischen Ventilspielausgleich, welcher direkt von der Nockenwelle und nicht über einen Hebel betätigt wird. Bei beiden Bauarten wird Öl in den Hydraulikzylinder des Stößels gedrückt und durch das Ausfahren des Kolbens wird das Ventilspiel ausgeglichen. Der Öldruck wird im Betrieb permanent von der Ölpumpe zur Verfügung gestellt und ein Rückschlagventil im Hydraulikzylinder verhindert, dass beim Zusammendrücken des Hydrostößels das Öl Richtung Ölpumpe zurückfließt. Ein Teil des Öls fließt über die Zylinderwand des Hydraulikzylinders zurück in den Motor.
Die zwei häufigsten Defekte an einem Hydrostößel sind, dass er entweder den Öldruck auf Grund von Verschleiß nicht mehr halten kann oder dass nicht mehr ausreichend Öl über die Zulaufbohrung in den Hydrostößel gelangen kann, weil die Zulaufbohrung mit Ölkohle (oder Ölrückständen) verstopft ist. Dadurch fängt der Hydrostößel bzw. der Motor an zu klappern. Mit steigender Motortemperatur verringert sich dann das Klappern, bis es bei Betriebstemperatur ganz verschwunden ist. Klappert der Motor nach Erreichen der Betriebstemperatur weiterhin aus dem Ventiltrieb, ist davon auszugehen, dass nicht nur die Hydrostößel defekt sind.
Häufigste Ursache für einen Defekt ist Fahren mit zu hoher Drehzahl und falsches oder zu wenig Öl.
Ein eher seltener Defekt an einem Hydrostößel liegt vor, wenn der Motor anfängt unrund zu laufen und im Extremfall Fehlzündungen im Ansaug- oder Abgaskrümmer zu hören sind. In diesem Fall hängt ein Hydrostößel und das Ventil kann nicht mehr vollständig schließen. Selten wird dieser Fehler auf einen defekten Tassenstößel zurückgeführt. Oft wird erst einmal ein verbranntes Ventil oder ein verbrannter Ventilsitz vermutet und für eine weitere Diagnose der Zylinderkopf demontiert. Im ausgebauten Zustand können Tassenstößel in einen Schraubstock eingespannt und auf ihre Funktion geprüft werden.
Geht ein Hydrostößel bei einem Motor mit Schlepp- bzw. Rollenschlepphebel oder bei einem eher selten gewordenen Motor mit Kipphebeln fest, dann bricht der Hebel und der Motor läuft stark unrund, da das betroffene Ventil nicht mehr öffnen kann. Sobald man den Ventildeckel abnimmt, sieht man in diesem Fall die Überreste des Hebels.
Klappern die Hydrostößel nur für kurze Zeit nach dem Kaltstart und verschwindet das Klappern nach kurzer Zeit wieder, kann man damit ohne Probleme weiterfahren. Wenn einen das Klappern nach dem Start nervt, kann man auch probieren, ob eine Umstellung des Motoröls Abhilfe schafft. Statt eines Longlife-Öls werden häufig auch konventionelle Mehrbereichsöle von den Fahrzeugherstellern freigegeben.
Auch Hydrostößel-Additive können helfen. Allerdings sollte man immer beachten, dass bei Additiven nicht nach der Prämisse „viel hilft viel“ gehandelt werden sollte. Jedes Motoröl verfügt bereits über einen abgestimmten Additive-Cocktail und unter Umständen kann man die Schmiereigenschaften des Öls auch verschlechtern.
Mit einem nicht mehr schließendem Ventil oder einem gebrochenen Rollenschlepphebel auf Grund eines defekten Tassen- bzw. Hydrostößels sollte man nicht mehr weiterfahren, da auch andere Bauteile in Mitleidenschaft gezogen werden können. Auch wenn eine Fahrt bis in die nächste Werkstatt sicherlich möglich wäre, wird davon dringend abgeraten. Gelangt zum Beispiel unverbrannter Kraftstoff in den Katalysator, kann dieser sehr schnell Schaden nehmen. Oder ein Stück des gebrochenen Rollenschlepphebels fällt in den Kettentrieb der Ölpumpe und entkoppelt diese. Es folgt schnell der Motorschaden.
Anforderung
Anleitung
Prinzipiell werden Hydrostößel nicht repariert, sondern gewechselt bzw. ausgetauscht, da eine Reparatur so gut wie unmöglich ist. Im Hydraulikzylinder eines Hydrostößels reibt quasi Metall auf Metall, was langfristig zu einem Verschleiß führt. Das Motoröl soll neben seiner hydraulischen Eigenschaft auch die Reibung in dem Hydrostößel minimieren und somit dem Verschleiß vorbeugen. Ist der Hydrostößel so weit verschlissen, dass er den Öldruck nicht mehr in ausreichendem Maß halten kann und anfängt zu klappern, kann er nur noch ausgetauscht werden. Auch der Umstieg auf ein anderes Motoröl ("Welches Öl braucht mein Auto?") oder die Zugabe von Additiven stellt keine Reparatur dar.
Da heutzutage so gut wie alle Motoren über obenliegende Ventile und Nockenwellen verfügen, muss man immer erstmal herausfinden, ob die Nockenwelle bzw. die Nockenwellen für den Wechsel der defekten Hydrostößel demontiert werden müssen. Allgemein kann man sagen, dass man für den Wechsel von Tassenstößeln mit hydraulischen Ventilspielausgleich immer die Nockenwelle ausbauen muss und es von daher auch wenig Sinn hat, nur den einen defekten Stößel zu wechseln. Häufig werden für einen Motor komplette Sätze mit allen Tassenstößeln angeboten.
Hat man einen Motor, bei dem das Öffnen der Ventile über Schlepp- oder Rollenschlepphebel funktioniert, kann es unter Umständen möglich sein, diese Schlepphebel mit ihren Hydrostößeln zu wechseln, ohne die Nockenwelle zu demontieren. In diesem Fall reicht es, nur den Ventildeckel zu demontieren, und man spart sich eine Menge Arbeitszeit. Deshalb kann es auch sinnvoll sein, nur den einen defekten Hydrostößel zu wechseln, falls man ihn genau identifizieren kann.
Falls man aber einen gebrochenen Schlepphebel vorfindet, sollte man so nur vorgehen, wenn man alle Teile des gebrochenen Schlepphebels aus dem Motor bergen kann. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das im Motor verbleibende Teil den Motor weiter schädigen kann. Öfters finden sich die fehlenden Teile in der Ölwanne wieder und kommen manchmal sogar beim Ölwechsel wieder ans Licht.
Sollte man nun also nicht das Glück haben, dass die Nockenwelle eingebaut bleiben kann, stellt sich immer die Frage, ob es nicht sinnvoll ist, noch andere Bauteile zu erneuern. Wenn der Zahnriemen nicht gerade gewechselt wurde, sollte man diesen immer mit erneuern und in diesem Zuge auch nicht an der Wasserpumpe, der Spannrolle und den Umlenkrollen sparen. Bei einem kettengetriebenen Motor ist unbedingt der Verschleiß von Kette, Kettenspanner, Gleitschienen und Kettenrädern zu überprüfen. Gegebenenfalls empfiehlt es sich auch, einen kompletten Kettensatz mit allen Teilen des Kettentriebes zu wechseln.
Ob man über die Brücke geht und die Zylinderkopfdichtung oder auch die Ventilschaftdichtungen erneuert, hängt immer von der Vorgeschichte des Fahrzeugs ab und davon, wie lange man das Fahrzeug noch fahren möchte. Es ist immer ratsam sich im Vorfeld zu informieren, ob der Motor eventuell für verschlissene Ventilschaftdichtungen oder eine gelängte Steuerkette bekannt ist. Eine individuelle Einschätzung eines Mechanikers oder eines Mechatronikers ist eigentlich unumgänglich. Vom Schwierigkeitsgrad her sollte man Hydrostößel vom Profi wechseln lassen. Außerdem werden meistens mehrere Spezialwerkzeuge zum Einstellen der Steuerzeiten benötigt. Empfehlenswerte Hersteller für Hydrostößel sind INA, BGA und febi bilstein.
Das hängt stark vom Arbeitsaufwand ab. Während ein Hydrostößel vielleicht 2 € kostet, kann der Einbau schnell über 500 € kosten.
Ja, solange er nur in der Warmlaufphase klappert. Nein, wenn er zu unrundem Motorlauf führt.
Ein Hydrostößel-Additiv löst hauptsächlich Verunreinigung und kann keine verschlissenen Hydrostößel reparieren.
Ja, ein viskoseres Öl kann länger im Hydrostößel verbleiben und kann dafür sorgen, dass der Motor beim nächsten Kaltstart nicht klappert.
Es ist besser, aber nicht zwingend notwendig, alle Hydrostößel gleichzeitig zu wechseln. Es ist schwierig, genau den einen defekten Hydrostößel zu identifizieren. Selbstverständlich spielen in dem Zusammenhang auch Kosten und Arbeitsaufwand eine gewichtige Rolle.