Achtung: Aquaplaning!

Aquaplaning: Wasserkeil und Rad schwimmt auf

Aquaplaning bezeichnet den Zustand, wenn die Reifen eines Fahrzeugs durch einen Wasserfilm auf der Fahrbahn die Bodenhaftung verlieren. Das tun sie dann, wenn sich mehr Wasser auf der Fahrbahn befindet, als die Reifen verdrängen können. In diesem Fall staut sich das Wasser erst vor dem Rad (man liest oft von einem Wasserkeil) und ab einer gewissen Menge beginnt das Rad auf diesem Wasser zu schwimmen. Das Problem: Ist die Bodenhaftung vermindert oder ganz weg, funktionieren weder die Bremsen noch die Lenkung zuverlässig. Anders gesagt: Aquaplaning führt dazu, dass man die Kontrolle über das Fahrzeug verliert.

Anders als bei Schnee- oder Eisglätte müssen ein paar Faktoren zusammenkommen, damit Aquaplaning entsteht. Der wichtigste Faktor ist zugleich derjenige, den man selbst am besten beeinflussen kann: die Fahrgeschwindigkeit.

Übrigens: Wörtlich bedeutet Aquaplaning so viel wie “Wasser” (lat. aqua) und “gleiten” (engl. planing), oft hört man auch den Begriff der Wasserglätte. Aquaplaning sollte allerdings nicht mit der normalen Glätte (im Sinne eines längeren Bremswegs) einer nassen Fahrbahn verwechselt werden. 


Faktoren, die Aquaplaning begünstigen

Hände am Lenkrad

Fahrverhalten

Die Gefahr für die Entstehung von Aquaplaning steigt ab einer Fahrgeschwindigkeit von 80 km/h stark an. Je nachdem, wie viel Wasser sich auf der Fahrbahn befindet und in welchem Zustand die Reifen sind, kann Aquaplaning aber auch schon bei einer geringeren Geschwindigkeit oder erst ab einer deutlich höheren auftreten.

Was tun: Vorausschauend fahren, Verkehrsschilder beachten.

Starke Gischt bei vorausfahrenden Fahrzeugen kann auf Aquaplaning hinweisen. Nach einem Überholvorgang größeren Abstand beim Einordnen halten.

Regenwetter hinter Windschutzscheibe

Wetter

Aquaplaning kann nur auf nassem Untergrund entstehen und die Gefahr für Aquaplaning steigt mit der Wassermenge. Starkregen führt schneller zu Aquaplaning als leichter Regen, aber unter gewissen Umständen (z. B. hohe Geschwindigkeit, abgefahrene Reifen) können die Räder auch schon bei leichtem Regen die Bodenhaftung verlieren.

Was tun: Langsamer fahren, Tempomat ausstellen.

Wasserlache

Fahrbahn

Da sich Wasser auf unebenem Grund leicht sammeln kann, ist das Risiko für Aquaplaning in Senken, Unterführungen und Spurrinnen besonders groß.

Kurven bergen eine besonders große Gefahr bei Aquaplaning. Sie machen Aquaplaning zwar nicht wahrscheinlicher, aber wenn es eintritt, ist die Gefahr größer, dass das Fahrzeug ins Schleudern kommt oder die Kurvenbewegung gar nicht ausführt.

Was tun: Versetzt fahren, Spurrinnen vermeiden.

Reifenprofil

Reifenprofiltiefe

Aufgabe des Reifenprofils ist es, das Wasser auf der Fahrbahn zur Seite abzuleiten. Abgefahrene Reifen können deutlich weniger Wasser ableiten als neue Reifen und erhöhen dadurch die Gefahr für Aquaplaning. 

Übrigens: Die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 mm ist im Zusammenhang mit Aquaplaning viel zu gering. Um Aquaplaning vorzubeugen, wird eine Profiltiefe von mind. 4 mm empfohlen. Bereits beim Kauf der Reifen sollte auf gute Nässeeigenschaften geachtet werden.

Die guten Reifen gehören an die Hinterachse!

Können oder sollen nicht alle vier Reifen erneuert werden, sollte das am wenigsten abgefahrene Paar stets hinten montiert werden, unabhängig davon, ob es sich um ein Auto mit Front‑, Heck- oder Allradantrieb handelt. Sind die hinteren Reifen stark abgefahren, ist die Gefahr groß ins Schleudern zu geraten.

Was tun: Profiltiefe von mind. 4 mm einhalten.

Reifendruck messen

Reifenbreite und Reifendruck

Breite Reifen bieten eine größere Angriffsfläche und leiten das Wasser u. U. schlechter zur Seite ab. Allerdings gibt es inzwischen auch breite Reifen mit guten Aquaplaning-Eigenschaften.

Ein zu niedriger Reifendruck begünstigt Aquaplaning, weil sich hier die Angriffsfläche erhöht (der Reifen also breiter wird).

Was tun: Reifendruck im optimalen Bereich sicherstellen.

Stoßdämpfer auf dem nassen Boden

Stoßdämpfer

Stoßdämpfer sollen sicherstellen, dass das Auto beim Überfahren von Unebenheiten nicht stark nachschwingt und den Kontakt zur Straße nicht verliert. Ein Verschleiß der Stoßdämpfer erhöht daher die Gefahr für Aquaplaning.

Ein geringerer und im Alltag schlecht zu beeinflussender Faktor beim Aquaplaning ist das Gewicht des Fahrzeugs: Ein leichtes Fahrzeug mit verschlissenen Stoßdämpfern fährt leichter auf einen Wasserkeil auf als ein sehr schweres. Wer einen leichten Kleinwagen fährt, sollte diesen Faktor zumindest im Hinterkopf behalten.

Was tun: Stoßdämpfer regelmäßig prüfen, ggf. erneuern.


Akutes Aquaplaning erkennen

Hörbar: Wassergeräusche unterm Auto, Motor heult auf

Sichtbar: Motordrehzahl steigt plötzlich, ESP-Kontrolllampe blinkt

Fühlbar: Schlag an der Lenkung oder Lenkung plötzlich sehr leichtgängig; Bremsen zeigt keine oder nur vereinzelt Wirkung. Schleudergefahr!



Richtiges Verhalten bei Aquaplaning

Aquaplaning lässt sich nicht immer vermeiden. In diesem Fall ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren und nicht hektisch zu werden.

Aquaplaning: Hände ans Lenkrad

Hände ans Lenkrad!

Nie die Hände vom Lenkrad nehmen, auch wenn sich das Fahrzeug gerade nicht lenken lässt! Sobald einzelne oder alle Räder wieder Grip haben, muss die Kontrolle über das Fahrzeug sichergestellt sein. 

Aquaplaning: Fuß vom Gas

Fuß vom Gas, Kupplung treten (“N” bei Automatik) 

Bei akutem Aquaplaning funktioniert weder die Beschleunigung noch die Bremse. Es ist jedoch wichtig, dass das Auto, sobald es wieder Kontakt zum Untergrund hat, nicht plötzlich die Geschwindigkeit oder die Richtung wechselt. Daher sollte man im Falle von Aquaplaning auskuppeln und das Auto ohne Beschleunigung weiterfahren lassen. 

Aquaplaning: Warnblinker setzen

Warnblinker setzen

Um nachfolgende Fahrer zu warnen, sollte die Warnblinkanlage gesetzt werden. 


FAQ

Tritt Aquaplaning erst ab 80 km/h auf?

Nein, abhängig von den weiteren Faktoren kann Aquaplaning schon bei geringeren Geschwindigkeiten auftreten. Ab 80 km/h steigt die Gefahr jedoch erheblich. 

Tritt Aquaplaning nur bei starkem Regen auf?

Nein, Aquaplaning kann schon bei leichtem Regen auftreten. Ist beispielsweise das Reifenprofil stark abgefahren oder die Fahrbahnoberfläche sehr glatt, kann schon ein leichter Nässefilm dazu ausreichen, die Bodenhaftung zu verlieren. 

Tritt Aquaplaning nur bei abgefahrenen Reifen auf?

Nein, wenn die Straße sehr nass ist, kann es passieren, dass auch nagelneue Reifen mit dem Ableiten des Wassers nicht mehr hinterherkommen. 

Auf was für Straßen tritt Aquaplaning auf?

Prinzipiell ist Aquaplaning auf allen Fahrbahnen möglich. Da die Wahrscheinlichkeit mit der Geschwindigkeit steigt, tritt Aquaplaning besonders oft auf Autobahnen auf. 

Helfen ABS, ESP und ASR bei Aquaplaning?

Nein, ABS, ESP und ASR können Aquaplaning nicht verhindern, weil alle drei Systeme Bodenhaftung benötigen, die beim Aquaplaning ja gerade nicht gegeben ist. Besteht Bodenhaftung, dann sorgt das Antiblockiersystem (ABS) dafür, dass das Fahrzeug beim Bremsen lenkbar bleibt. Das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) soll ein Ausbrechen des Fahrzeugs in Kurven verhindern, indem es einzelne Räder abbremst. Die Antriebsschlupfregelung (ASR) kommt vorwiegend beim Anfahren zum Einsatz und spielt bei Aquaplaning keine Rolle. Sie soll das Durchdrehen der Räder verhindern, indem sie sie abbremst oder die Motorleistung drosselt.

Unfall wegen Aquaplaning: Wer muss zahlen?

Grundsätzlich ist der Fahrer dafür verantwortlich, sein Fahrverhalten den Gegebenheiten anzupassen und bei nasser Fahrbahn langsam zu fahren oder sogar anzuhalten. Kommt es dennoch zu einem Unfall, übernimmt gewöhnlich die Kfz-Haftpflichtversicherung die Kosten für die Schäden Dritter, die Vollkaskoversicherung die Schäden am eigenen Wagen. Achtung: Geschieht ein Unfall und es wird festgestellt, dass die Reifenprofile unter der gesetzlich vorgeschriebenen Mindesttiefe von 1,6 mm lag, droht neben einem Bußgeld auch noch eine Zahlungsverweigerung durch die Versicherung.

Kann ich mich auf Aquaplaning vorbereiten?

Es gibt Fahrsicherheitstrainings, bei denen die Situation Aquaplaning gefahrlos erlebt und das richtige Verhalten eingeübt werden kann. Anbieter solcher Trainings sind u. a. ADAC, DEKRA und TÜV sowie Fahrschulen und andere private Anbieter. 

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