Felgen lackieren: Anleitung und Alternativen

Der Sommer steht vor der Tür und es wird Zeit sich über die Sommerräder Gedanken zu machen: Sind die Schmuckstücke noch im besten Zustand oder habt Ihr vielleicht Lust einen neuen Look auszuprobieren? Wir zeigen Euch, welche Ausrüstung Ihr benötigt, wie Ihr Schritt für Schritt vorgeht und welche Alternativen es zur klassischen Nass-Lackierung gibt.

Warum Felgen lackieren?

Felge an einem Autorad

Die Gründe, warum Felgen einen neuen Anstrich oder etwas Zuneigung benötigen, können vielfältig sein: Bei Alu-Felgen beispielsweise können sich im Laufe der Jahre die Klarlackbeschichtungen lösen und das Aluminium darunter beginnt zu korrodieren. Ursache können Bremsstaub, Rollsplit oder Streusalz aus der Wintersaison sein, aber auch Steinschläge können den Felgen schaden. Hauptursache ist sicherlich die Kombination aus einem Moment der Unachtsamkeit und der Nähe zu einer Bordsteinkante: Die meisten Autofahrer kennen diese kleinen Sägezahn-Narben an den Rädern. 

Felgen selber lackieren

Benötigte Ausrüstung

Haltet für die Lackierung nach einer staubfreien Ecke Ausschau. Gelangt nämlich Staub unter den Lack, müssen die Felgen später nachbearbeitet werden.

Beachtet außerdem, dass es für Stahl- oder Alufelgen Grundierungen und Lacke gibt, die speziell auf das jeweilige Material abgestimmt sind. Da Stahlfelgen aber nur sehr selten lackiert werden (es ist günstiger, einfach Radkappen anzubringen), geht es im Folgenden um Alufelgen.

Ausrüstung 

Vorbereitung

Die Felge muss staub- und fettfrei sein: Reinigt sie vor Beginn innen wie außen sorgfältig mit Felgenreiniger oder Reinigungsknete. Eine genaue Anleitung findet Ihr im Artikel “Felgen richtig reinigen”.

Felgen aufzubereiten und wieder auf Vordermann zu bringen ist zwar nicht so anspruchsvoll wie die Lackierung von Karosserieteilen, aber auch hier sind unter Umständen mehrere Durchgänge beim Reinigen, Schleifen oder Lackieren nötig. Plant also lieber etwas mehr Zeit ein.

Bevor mit der Lackierung der Felgen begonnen werden kann, müssen Felge und Reifen voneinander getrennt werden. Dazu habt ihr zwei Möglichkeiten: Entweder zieht ihr den Reifen ganz ab oder ihr klebt den Übergang vom Reifen am sogenannten Felgenhorn mit Abklebeband oder Malerkrepp ab. Leichter ist es auf jeden Fall mit der Felge ohne den Reifen. Denkt auch daran, das Felgeninnere abzukleben, falls Ihr nur den vorderen, sichtbaren Bereich lackieren möchtet. Je gewissenhafter Ihr beim Abkleben arbeitet, umso weniger ausgefranste Ränder habt Ihr später.

Felgen lackieren: Schritt für Schritt

Anforderung

  • Schwierigkeit: mittel
  • Spezialwerkzeug nötig: nein
  • Hebebühne oder Grube nötig: nein

Anleitung

  1. Kratzer, den alten Lack und leichte Beschädigungen wie auch Rost an Stahlfelgen mit gröberem Schleifpapier bis 240er Körnung abschleifen.
  2. Mit feinem Schleifpapier (400er- bis 600er-Körnung) und Wasser die Oberflächen aufrauen.
    Sorgfältig arbeiten, damit der Lack gut haftet!
  3. Felge trocknen und anschließend mit Silikonentferner ein zweites Mal reinigen. Danach mit einem staubfreien Tuch abwischen.
  4. Grundierung am besten mit horizontalen Bewegungen und ohne längere Unterbrechungen auftragen.
    Etwaige Unebenheiten müssen später abgeschliffen werden.
  5. Wenn die Grundierung vollständig getrocknet ist: Felge erneut nass abschleifen (s. Schritt 2), mit Silikonentferner reinigen und staubfrei trocknen. Jetzt sollten keine Unebenheiten mehr vorhanden sein.
  6. Die Lackierung ähnelt der Grundierung: In horizontalen, gleichmäßigen Bewegungen den Lack aufsprühen.
    Tipp: Für ein gleichmäßiges Farbbild startet Ihr mit einer dünnen Schicht, lasst sie kurz trocknen und tragt weitere ein bis zwei Schichten auf, bis Ihr mit Ergebnis zufrieden seid. Grundsätzlich gilt: weniger ist mehr – trägt man zu viel Lack auf, können sich sogenannte “Läufer” oder “Tränen” bilden.
  7. Wenn der Lack getrocknet ist: Felge mit fusselfreiem Tuch abwischen und in bekannter Manier Klarlack auftragen und trocknen lassen.
    Der Klarlack versiegelt und schützt die Felge.

Falls es doch zu kleineren Einschlüssen gekommen ist, könnt Ihr diese punktuell noch nachschleifen oder mit einer feinen Politur nacharbeiten und somit ein sehr gutes Finish erreichen.

Damit Ihr lange Freude an den frisch lackierten Felgen habt, empfehlen wir auch nach der Lackierung eine regelmäßige Reinigung der Felgen.



Alternativen zur Felgenlackierung

Felgen folieren

Alternativ zum Lackieren kann man seine Felgen auch mit einer Klebe- oder Sprühfolie folieren. Das ist günstig, wertet auch ältere Felgen schnell auf, schützt sie vor sämtlichen Umwelteinflüssen und lässt sich auch sehr einfach rückgängig machen. Außerdem hält die Folie problemlos drei bis vier Jahre.

Auf dem Markt findet man hauptsächlich zwei Produktreihen: moderne Hochleistungsfolien diverser Hersteller oder die bekannten Sprühfolien aus der Dose. Ihr habt hier eine sehr große Farbauswahl, die Folien sind strapazierfähig, decken kleinere Kratzer ab, sind hitze- und waschstraßenbeständig sowie rückstandsfrei zu entfernen. Damit die Farben nicht ausbleichen, sollte allerdings kein Heißwachs verwendet werden.

Ein weiterer Vorteil von Sprühfolie ist, dass sich kleine Risse leicht ausbessern lassen. Aktuelle Produktreihen bieten auch Klarlack-Varianten an, um die spätere Reinigung im Alltag deutlich zu erleichtern.

Um vernünftig arbeiten zu können, solltet Ihr das jeweilige Rad abmontieren, es Euch in eine praktische Arbeitslage legen und ebenso wie beim Lackieren die Felge gründlich reinigen. Eine ursprünglich aufgetragene Felgenversiegelung würde die Haftung der Folie beeinträchtigen.

Wenn Ihr Sprühfolie verwendet, sollte alles sauber abgeklebt werden: Innenseiten, Ventile, die Schraubgewinde für die Radbolzen und auch den Reifen, indem Ihr Euch Kärtchen oder Ähnliches vorbereitet, das Ihr dann zwischen Felge und Reifen steckt.

Kleiner Tipp bei Neon-Farben und dunklen Felgen: Damit das Neon gut zur Geltung kommt, solltet Ihr vorher eine weiße Grundierung auftragen.

Pulverbeschichtung für Felgen

Pulverbeschichtung stärkt die Widerstandsfähigkeit der Felgenoberfläche und sorgt für eine hochwertige Optik. Aber lohnt sich der Aufwand für den neuen Look? Und was genau ist eine Pulverbeschichtung?

Pulverbeschichtung ist grundsätzlich für alle elektrisch leitfähigen Materialien geeignet. Bezogen auf den Kfz-Bereich sind das vor allem der Fahrzeugrahmen, Alufelgen und andere Metallteile wie zum Beispiel Tanks. Im Haushaltsbereich kennt man das Verfahren von Haushaltsgeräten, Fassadenveredelungen oder der Möbellackierung.

Im ersten Schritt wird der Lack von der Felge entfernt. Das geschieht in einem chemischen Tauchbad. Nach dem Entlacken wird sand- oder glasperlengestrahlt, damit die Oberflächen aufgeraut werden. Positiver Nebeneffekt: Man erhält eine chemische und metallische Reinheit des Werkstoffs.

Der zweite Schritt ist das Auftragen der Pulverbeschichtung unter Zuhilfenahme einer speziellen Sprühpistole. An deren Spitze befindet sich eine Elektrode, um die Lackpartikel elektrisch aufzuladen. Wenn die Lackpartikel auf die gegensätzlich geladene, besprühte Felgenoberfläche treffen, bleiben sie daran haften. 

Dieser Arbeitsschritt beinhaltet in der Regel drei Beschichtungsgänge: Grundierung, Farblack und Klarlack. Nach jedem Durchgang werden die Felgen für 45 Minuten auf 200 °C erhitzt. Dieses sogenannte Einbrennen führt dazu, dass sich die haftenden Polyesterharz-Partikel “schmelzend” verbinden und eine feste Schicht bilden. Mit ca. 150 – 200 μm ist die Beschichtung dann äußerst schlag- und kratzfest, dabei noch gleichzeitig ausreichend elastisch. Das glatte Erscheinungsbild bietet obendrein eine sehr gleichmäßige Optik bei einfacher Pflege. Außerdem kann man nahezu alle RAL-Farbtöne verwenden (matt wie hochglänzend). Aber achtet darauf, dass Pulverlack-Beschichtungen nicht mit materialabtragenden Polituren behandelt werden, da diese die Klarlackschicht beschädigen würden.

Chromfelgen und Galvanisieren

Ein Problem bei Chromfelgen: Sind sie zerkratzt, lässt sich das Erscheinungsbild nicht mit ein paar Schleif- und Poliervorgängen selbst wiederherstellen. Das ist mehr als ärgerlich. Bei Chromfelgen handelt es nicht nämlich um Aluminiumfelgen, die lediglich mit einer Chromschicht überzogen worden sind. Auf dem Markt sind zwar Chromlacke erhältlich, die einer echten Verchromung sehr nahekommen sollen, doch in der Praxis sind sie meist nicht sehr lange haltbar.

Um eine Chromfelge in einer anderen Farbe neu zu lackieren, muss man die glatte Chromschicht aufrauen. Dies ist aber teilweise nur unter Einsatz von Säure möglich, weshalb Ihr dafür lieber einen Fachbetrieb beauftragt.

Das beste Ergebnis könnt Ihr dagegen erzielen, wenn Ihr die Chromfelgen wieder neu verchromen lasst. Dieser Prozess wird als Galvanisierung bezeichnet und ist nicht nur sehr zeit‑, sondern auch sehr kostenintensiv.

SLC-Pulverbeschichtung

Eine etwas günstigere Möglichkeit seine Felge verchromen zu lassen ist die SLC-Pulverbeschichtung. SLC steht für “Surface Like Chrome”. Sie funktioniert ähnlich wie eine normale Pulverbeschichtung, benötigt dabei weniger Zeitaufwand und weist eine in etwa gleiche Haltbarkeit wie das Galvanisierungsergebnis auf. Lediglich der Glanz ist nicht ganz so stark oder schön wie bei einer echten Verchromung.

Hochglanzverdichtung

Als dritte Variante für einen Chrom-Look möchten wir euch die Hochglanzverdichtung nicht vorenthalten. Eure Felgen werden zusammen mit kleinen Schleifkörpern 24 bis 48 Stunden lang in einer Maschine durchgeschüttelt. Diese kleinen Schleifkörper dringen dabei in kleinste Unebenheiten ein, füllen diese auf und bringen die gesamte Oberfläche wieder zum Glänzen. Diese Methode hat aber einen entscheidenden Haken: Die Oberfläche wird physisch verändert und Eure Felgen müssen im Anschluss durch ein eigenes TÜV-Gutachten neu zugelassen werden.

Felgen selber lackieren: Tipps und Tricks

Weisen Euren Felgen tiefere Kratzer oder sogar starke Beschädigungen auf, kommt Ihr vermutlich nicht um den Besuch bei einem Profi herum. Hier ist zu beachten, dass eine Felgeninstandsetzung ausschließlich zertifizierten Fachbetrieben vorbehalten ist, da das Material auf Verkehrssicherheit geprüft werden muss. Bei Kratzern oder Haarrissen, die tiefer als zwei Millimeter sind, gibt es keine Zulassung für den Betrieb im Straßenverkehr.

Wer sich nun doch lieber auf die Suche nach einer professionellen Lackierung macht und dennoch sparen möchte, kann bei dem Fachbetrieb erfragen, ob man Vorarbeiten wie Demontage der Reifen, Reinigung der Felgen und das Abschleifen des Lackes selber übernehmen kann. So lässt sich der Preis pro Rad oft von 80 – 120 € auf ca. 40 – 70 € reduzieren.



FAQ

Warum soll man Felgen lackieren?

Die Gründe können vielfältig sein: Aluminium ist korrodiert, der Klarlack löst sich oder man möchte einfach die Felgen aufhübschen, ohne sich gleich neue zu kaufen.

Zur Anleitung »

Welche Alternativen zur Felgenlackierung gibt es?

Professionelle Klebefolien, Sprühfolie, Pulverbeschichtung, Chromlook durch Galvanisieren, SLC-Pulverbeschichtung oder Hochglanz-Verdichten.

Mehr zu den Alternativen »

Was muss man beachten?

Bei Kratzern oder Haarrissen, die tiefer als zwei Millimeter sind, bekommen die Felgen keine Zulassung für den Betrieb im Straßenverkehr.

Was kostet das Felgenlackieren in der Werkstatt?

Pro Rad ca. 80 – 120 €. Übernimmt man die Vorarbeit selbst, kann man die Kosten auf ca. 40 – 70 senken – wenn die Werkstatt mitmacht.


Haftungsausschluss:

DAPARTO haftet nicht für Verluste, Verletzungen, Schäden am Eigentum, die während des Reparatur- oder Ersatzprozesses durch eine fehlerhafte Anwendung oder eine Fehlinterpretation der bereitgestellten Informationen auftreten. Die Informationen dienen nur zur Information und können einen Spezialisten nicht ersetzen. DAPARTO haftet nicht für die falsche oder gefährliche Verwendung von Geräten, Werkzeugen und Ersatzteilen. DAPARTO empfiehlt bei allen Reparaturen stets vorsichtig zu arbeiten und alle Sicherheitsregeln zu beachten.


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